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Der Jahrgang der Nichtschwimmer

| Allgemein (Sportjugend)

Schwimmen lernen in Zeiten von Corona

In einen Videomeeting hat die Sportjugend NRW jetzt den für die Schwimmausbildung zuständigen Verbandsjugenden in NRW eine Plattform zum Austausch zur aktuellen Situation geboten. Lange Wartelisten, eine angespannte Bädersituation und viele wegen der Corona-Pandemie ausgefallene Schwimmkurse führen dazu, dass immer mehr Kinder im vor ihrer Einschulung nicht schwimmen können. Vermutlich 20.000 Kinder können in diesem Jahr kein Schwimmen lernen.

Jens Wortmann, Vanessa Mellentin und Stephanie Samel vom Vorstand der Sportjugend NRW diskutierten in einem 90-minütigen Videomeeting mit ehrenamtlichen und hauptberuflichen Vertreter*innen der Schwimmjugend, der beiden DLRG-Landesverbände sowie der DRK-Landesverbände die aktuelle Situation in der Schwimmausbildung. Zunächst gab Jens Wortmann, Vorsitzender der Sportjugend NRW, einen kurzen Einblick in die aktuelle Diskussion auf Landes- und Bundesebene.

„Schwimmen absoluter Bestandteil der Bildung“
Jens Wortmann: „Was wir vermehrt beobachtet haben ist nicht nur der Rückgang der Schwimmausbildung in den Schulen sondern auch weitere Maßnahmen wie die Schließung von Bädern oder die reduzierten Wasserzeiten für Sportvereine. Darüber hinaus haben der DOSB und die deutsche Sportjugend verdeutlicht, wie notwendig in dieser schwierigen Situation der Kinder- und Jugendsport im Allgemeinen ist. Aus Sicht der Sportjugend NRW ist es dabei wichtig, speziell auch auf das Schwimmen Lernen einzugehen. Denn wenn Kinder sich nicht sicher im Wasser bewegen können, ist nicht nur die Gefahr groß, zu ertrinken. Zudem können sie dann nicht uneingeschränkt an vielen Bewegung-, Spiel und Sportaktionen im und am Wasser teilnehmen. Schwimmen muss auch weiterhin absoluter Bestandteil der Bildung sein“.

Schwimmausbildung in NRW und Auswirkungen der Corona-Pandemie
Die wichtigsten Erkenntnisse der Verbände:
•  Lange Wartelisten für die Schwimmausbildung bis zu zwei Jahren
•  Keine (oder nur ganz wenige) Schwimmkurse konnten stattfinden und keine Einnahmen erzielt werden.
•  Angespannte Bädersituation wegen zu wenigen freien Wasserzeiten.
•  Massive Einbußen bei den Schwimmbädern, da die Schwimmzeiten durch den enormen Reinigungsaufwand um die Hälfte gekürzt wurden.
•  Die Wasserzeiten sind örtlich sehr teuer.
•  Oft waren Lehrschwimmbecken nicht offen, dann nur Sportbecken.
•  Es ist sehr schwierig, Anfängerschwimmen bzw. Wassergewöhnung möglichst kontaktarm zu machen bei denen, die ja eigentlich am meisten Zuwendung und Unterstützung brauchen.
•  Rettungssport (DLRG) und die Schwimmausbildung konkurrieren miteinander.
•  Zurzeit ist das Personal hauptsächlich für den Katastrophenschutz (DRK) abgestellt und soll in Bezug auf die Schwimmausbildung den Kontakt mit der Bevölkerung möglichst gering halten.

Das Essener Modell
Stephanie Samel, Jugendvorstandsmitglied der Sportjugend NRW und Schatzmeisterin bei Essen 06, stellte während des Videomeetings das Konzept der Startgemeinschaft Essen (s.u.) vor: „Die ganzheitlichen sportartübergreifenden Körperübungen wirken sich positiv auf die Entwicklung der Kinder aus und tragen mit dazu bei, dass die Kinder in Bewegung kommen, keine Angst vor dem Wasser haben und Schwimmen lernen und vielleicht später auch in einen Sportverein gehen“.

Welche Maßnahmen und Kooperationen können helfen?
Vanessa Mellentin, Jugendvorstandsmitglied der Sportjugend NRW und Abteilungsleiterin der Schwimmabteilung bei der TG Herford schlug Kooperationen mit Kitas, Schulen, und anderen Abteilungen oder Sportvereinen vor. „Dadurch könnten die „Trockenübungen“ nicht während der knapp bemessenen Zeit in der Schwimmhalle durchgeführt werden, sondern bei den jeweiligen Kooperationspartnern“.

Alina Schäfer (Schwimmverband NRW) berichtete, dass ihr Verband das Wasser-Kibaz für zu Hause entwickelt hat. Das sind Sechs Videos, die das Wasser-Kibaz nicht nur beschreiben und die fünf Entwicklungsbereiche vorstellen, sondern auch 10 Stationen zum Nachmachen zeigen. Das entscheidende dabei: sie sind alle an Land und mit wenig Material durchführbar. Die Stationen können zu Hause ausprobiert und mit neuen Ideen und Materialien beliebig verändert werden.

Sandra Schlünkes (DLRG Nordrhein) berichtete aus dem Programm „Schwimmen lernen in NRW“ über den zukünftigen Einsatz von „Schwimmassistenten“, die die Lehrkräfte in den Schulen beim Schwimmunterricht unterstützen sollen und eine niederschwellige Ausbildung vorweisen müssen. Dabei werden die Ausbildungen der schwimmsporttreibenden Verbände anerkannt. Schwimmassistenten sind ein Element von einigen „Sportplatz Kommune“-Projekten mit dem Schwerpunkt „Schwimmen lernen“.

Die Sportjugend NRW wird das Thema „Schwimmausbildung in NRW“ in verschiedenen Gremien, auf politischer Ebene und in den laufenden Programmen (NRW kann Schwimmen, Schwimmen lernen in NRW, Sportplatz Kommune) weiter verfolgen.

Foto: Andrea Bowinkelmann

 

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