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Knirpse am Ball

| Allgemein (Sportjugend)

Die Kooperation von Sportvereinen mit Grundschulen hat längst keinen Seltenheitswert mehr. Anders sieht es noch bei den Kindergärten und Vorschulkindern aus: Hier gibt es noch Potenzial. Wie man die Minis frühzeitig an einen Sport und einen Verein binden kann, zeigt die Handballabteilung des Post SV Hagen. Dieser Verein steht beispielhaft für eine gelungene Kinder- und Jugendarbeit.

Konzentriert balanciert die vierjährige Anouk über die umgedrehte Bank. Sie fixiert das Ende des Balkens, bleibt stehen, beide Füße sorgsam nebeneinander. Kurz die Balance finden. Dann hebt sie den kleinen Handball und wirft ihn mit Schmackes auf den Kegel, der vor ihr auf dem Boden steht. Getroffen! Lachend hüpft sie von der Bank. Der Zwerg hinter ihr braucht Unterstützung: Er hat nämlich Schwierigkeiten mit dem Balancieren. Schwer für ihn: Er braucht seine Arme, um die Balance zu halten, deshalb wird ihm der Ball erst zum Bankende gereicht. So hat auch er es geschafft. Zielen, werfen und erleichtert wieder festen Boden spüren.

Freiwillige im Vollzeit-Job
„Die Kinder sind motorisch sehr unterschiedlich vorgebildet“, stellt Daniel Schwebe fest. Der Diplom-Erziehungswissenschaftler ist Projektkoordinator für die Kooperationen des Post SV Hagen mit Kitas und Grundschulen. Zum zweiten Mal findet die Bewegungsstunde in der „Kinderoase“ in Hagen statt. Die beiden 18-jährigen Miriam und Sebastian leiten die Stunde für die vier- bis sechsjährigen Kinder der Einrichtung. Beide sind als junge Freiwillige neu im Verein und erhalten vom Verein parallel zu ihrem Einsatz die passende Qualifizierung. Sie haben einen Vollzeit-Job: Zehn Kindergärten und acht Grundschulen sind Kooperationspartner des Vereins. Die müssen mit regelmäßigen und solide vorbereiteten Stunden bedient werden.

Mehr als Auge-Hand-Koordination
Zurück in den Turnraum der Kinderoase. Die Kinder machen sich mit Bällen vertraut, werfen, fangen, rollen. Das übt die Hand-Auge-Koordination, wichtig für die Sportart Handball, aber eigentlich wichtig für die gesamte motorische Entwicklung des Kindes. Was noch? „Handball ist eine Sportart, bei der sich die Kinder an Regeln halten müssen“, erläutert die stellvertretende Kindergartenleiterin Frau Bönisch die Motivation zur Kooperation mit dem Post SV. „Aber die Kinder erlernen gleichzeitig soziale Regeln: zuhören, gemeinsam mit dem Ball spielen, abwarten, bis man an der Reihe ist und ganz viel mehr. Das wird hier spielerisch eingeübt.“

Gegen den Trend gewachsen
In der nächsten Kita, den Haldener Kirchenmäusen, warten zwei Gruppen auf die Übungsleiter: Die Zwei- und Dreijährigen und die ab Vierjährigen. Für die Zwerge ist dies die erste „Handballstunde“. Manche von ihnen sind erst seit wenigen Wochen überhaupt in der Einrichtung. „Dass wir Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote für Kinder ab Zwei anbieten, ist für uns ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Daniel Schwebe, „und es funktioniert. Die Kinder sind nicht überfordert, und wir sind es auch nicht.“ Das Engagement zahlt sich aus. Während die übrigen Sparten des Vereins über die letzten Jahre hinweg ganz klar geschrumpft oder wie Fußball oder Tennis ganz verschwunden sind, ist die Handball-Abteilung gegen den Trend gewachsen. „Das bewährt sich“, so das Fazit von Schwebe.

Das Sprungbrett
Ehemalige „Kooperationskinder“ sind inzwischen in den Jugendbereich des Vereins aufgestiegen. Und auch Ehrenamtliche sind nach wie vor oder wieder an Bord. Für andere ehemalige FSJler diente die Tätigkeit beim Post SV auch als Sprungbrett für spätere Berufsentscheidungen: eine junge Frau lässt sich inzwischen zur Erzieherin ausbilden, eine andere hat ihr Sportstudium an der Deutschen Sporthochschule Köln begonnen.


Der gesamte Artikel „Knirpse am Ball“ von Nicole Jacobs erscheint in der Oktober-Ausgabe der „Wir im Sport“.
Redaktion: Ulrich Beckmann
Foto: Michael Grosler

Vereinsberatung über die Bewegungsangebote in Kooperation mit Kitas erhalten Sie über die Koordinierungs- und Beratungsstellen in den Bünden.

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