Studie belegt Zusammenhang zwischen Bewegungsmangel und gestiegenen Suizidversuchen
FRANKFURT Während des Lockdowns im vergangenen Jahr waren Turnhallen, Sportplätze und Schwimmbäder verweist, der Schulsport und der Vereinssport stillgelegt. Ab Herbst nahm die Bewegungsaktivität der Deutschen deutlich ab. Das haben Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Yougov ergeben. Besonders betroffen waren Kinder und Jugendliche, die auch wegen der Schulschließungen kaum Chancen auf Sport hatten.
Das Universitätsklinikum Essen hat nun Zahlen einer Studie zur psychischen Situation von Minderjährigen in Corona-Zeiten veröffentlicht: "Die Anzahl der Kinder, die nach einem Suizidversuch auf der Intensivstation behandelt werden müssen, stieg im zweiten Lockdown um rund 400 Prozent im Vergleich zum ersten Lockdown", heißt es im Resümee. Die 27 untersuchten Kinderintensivstationen meldeten für den Zeitraum von Mitte März bis Ende Mai 2021 insgesamt 93 Suizidversuche - eine deutlich höhere Zahl als in denselben Zeiträumen 2019 (37) und 2020 (22). Auch andere Studien kommen zu einem ähnlichen Ergebnis: "Schutzbefohlene leiden in der Pandemie besonders unter psychischen Erkrankungen", sagt der Studienleiter Christian Dohna-Schwake: "Wir haben nicht mit dem Anstieg um das Vierfache gerechnet." Mittels eines statistischen Verfahrens rechneten die Mediziner die Zahl von 2021 auf alle Kinderintensivstationen in Deutschland hoch. Sie kommen auf etwa 500 Suizidversuche in der Bundesrepublik.
Die Ursachen für die hohe Depressionsrate sei, so das Studienteam, auch mit der Abnahme der Bewegungsaktivität von Kindern und Jugendlichen zu erklären. Das gelte sowohl für den Vereinssport als auch für den Schulsport. Warum ist das so?
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Von Kevin Hanschke
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