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Artikel

Digitale Jahrestagung 2021

| Allgemein (Sportjugend)

Zukunft im Blick –Perspektiven der Kinder- und Jugendverbandsarbeit im Sport

Erstmals in ihrer Geschichte musste die Sportjugend NRW ihre Jahrestagung digital und als Tagesveranstaltung organisieren. Max Leuchter als Sprecher der Jugenden der Verbände und Lars Mittkowski (Sprecher der Jugendorganisationen der Bünde) begrüßten letzten Samstag rund 140 Interessierte in einer sechsstündigen Videokonferenz.

#trotzdemSport
Zu Beginn gab Jens Wortmann, der Vorsitzende der Sportjugend NRW, einen kurzen Überblick über die Arbeit der Sportjugend im vergangenen Jahr. Neben den vielen Maßnahmen und Aktionen, die aufgrund der Corona-Pandemie zum Teil sehr kreativ durchgeführt wurden, hob er besonders die Angebote der Sportjugend hervor, die während der Aktion #trotzdemSport geschaffen wurden: „Wir können stolz darauf sein, dass ein ganz wesentlicher Teil der finanziellen Förderung die Angebote betrifft, die vom Team der Sportjugend entwickelt wurden“. Ergänzt wurde dieser Jahresrückblick von Vanessa Mellentin und Laura Hantke vom Vorstand der Sportjugend. Sie berichteten unter anderem von den Entwicklungen in den Freiwilligendiensten, den Aus und Fortbildungen sowie vom Programm „Sportplatz Kommune - Kinder und Jugendsport in NRW“.

Die Jugend von heute
In der nachfolgenden ersten Arbeitsphase der digitalen Jahrestagung gab es zwei Foren zur Auswahl. Für das erste Forum „Die Jugend von heute - Betrachtung der Realität von Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven“ interessierten sich fast 80 Teilnehmende für die kurzweiligen Inputs dreier aktueller Jugendstudien (SINUS, Shell, AID:A) und die anschließende Diskussion mit den Fachreferent*innen. Weitere Informationen siehe unten.

Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen
Im zweiten Forum „Wie Kinder und Jugendliche Medien nutzen“ - moderiert von Lars Mittkowski - stellte Hediye Kheredmand von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg die Ergebnisse verschiedener deutschlandweiter KIM- (Kindheit, Internet, Medien) und JIM- (Jugend, Information, Medien) Studien vor. Nachfolgend die wichtigsten Ergebnisse der JIM-Studie 2020 im Überblick (Befragung von 12 bis 19-Jährigen):
•  Jugendliche wachsen in Haushalten mit einem breiten Medienrepertoire auf. Smartphones, ein WLAN-Anschluss und  Computer/Laptops sind 2020 in fast allen Haushalten vorhanden.
•  94 Prozent der Jugendlichen besitzen ein Smartphone, Computer/Laptops sind bei fast dreiviertel der Jugendlichen im Besitz.
•  Smartphone, Internet und Musik stehen bei der täglichen Mediennutzung an erster Stelle.
•  Internetnutzung findet primär über das Smartphone statt.
•  YouTube ist weiterhin liebstes Internetangebot der 12- bis 19-Jährigen.
•  WhatsApp ist weiterhin die wichtigste App für Jugendliche
•  Unter den nicht-medialen Aktivitäten nimmt weiterhin das persönliche Treffen mit Freunden und Sport die Spitzenpositionen ein (61 % bzw. 60 % der Befragten gehen diesen Aktivitäten zumindest mehrmals pro Woche nach).
•  Die Freizeitgestaltung verlagert sich in Zeiten von Corona verstärkt in den Raum der Familie.
•  Über die Hälfte der Jugendlichen gibt an, dass ihnen Treffen mit Freunden, sportliche Betätigungen und die Teilnahme an Festen und Veranstaltungen fehlt.

Wer sich nicht bewegt, bleibt sitzen
Das Forum drei nach der Mittagspause „Wer sich nicht bewegt, bleibt sitzen“, für das sich rund 70 Teilnehmende interessierten, moderierte Johannes Klamet, hauptberuflicher Mitarbeiter der Sportjugend NRW. Darin skizzierte Prof. Dr. Werner Schmidt neben Erkenntnissen aus dem Vierten Kinder- und Jugendsportbericht (siehe unten) auch Ergebnisse aus eigenen Studien. Hier einige Erkenntnisse und Hinweise zusammengefasst:
•  Der Kinder- und Jugendsport unterliegt einer gesellschaftlichen Veränderung. Kinder halten sich zum Beispiel viel länger als früher in Institutionen wie Kita oder Schule auf; was die Sitzzeit erhöht.
•  Bei der Ausbildung der Erzieher*innen gibt es kein Pflichtfach „Bewegung und Spiel.“
•  Bei den Kindern, die sich im Kindergartenalter wenig bewegen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie sich auch im Jugendalter und im Erwachsenenalter wenig bewegen werden.
•  Problematisch ist der Rückgang der Alltagsaktivitäten wie Radfahren oder Laufen.
•  80% aller Kinder und Jugendlichen erreichen nicht mehr eine moderate Bewegungszeit von 60 Minuten pro Tag.
•  50% der Lehrkräfte im Grundschulbereich haben keine Bewegungs- oder Sportlehrer-Ausbildung.
•  Wenn Kinder gefragt werden, wie ihre idealtypische Grundschule aussieht, sind folgende Faktoren mit an der Spitze:
Viel Bewegungsraum und Spielangebote auf dem Pausenhof, Sportanlagen bauen oder erweitern, weniger Kopf- lernen, mehr Angebote in Musik, Kunst und Sport.

Neben den dargestellten Erkenntnissen und Hinweisen hatte Werner Schmidt speziell für die Sportjugend abschließend noch einen Tipp: „Ich würde der Sportjugend empfehlen, die Gesundheitsaspekte bei Kindern sehr stark herauszustellen. Deutschland ist gut im Hinblick auf die Gesundheit der 50-, 60,- oder 70- Jährigen. Aber bei der Prävention von Kindern und Jugendlichen machen wir relativ wenig. Da kann der Sport einen wesentlichen, wenn nicht den wesentlichsten Beitrag leisten“.  

Viertes Forum: #sichere Sache
Im Forum „#sichere Sache“ ging es um Erfahrungen und erste Ergebnisse zu Schutzkonzepten gegen sexualisierte Gewalt in der Jugendverbandsarbeit in NRW. Ein Forscher*innen Team des Instituts für soziale Arbeit hat hierzu seit 2018 unter anderem ehrenamtliche Aktive aus Vereinen und Verbänden nach ihrer Meinung zu diesem Thema befragt. Weitere Informationen zu diesem Projekt siehe unten.

Austausch in der „Coffee and Tea-Time“
In der abschließenden „Coffee and Tea-Time“ konnten sich die Teilnehmenden entweder in einem digitalen „Home Workshop“ noch sportlich auspowern oder sich mit dem Jugendvorstand der Sportjugend NRW zur digitalen Jahrestagung austauschen:

Svea Guntermann (Jugend im Kanuverband NRW): „Meiner Meinung nach hat das hier alles sehr gut geklappt und man konnte von zuhause aus auch noch mal einen anderen Blickwinkel auf die einzelnen Themen werfen, als wenn man mit Freunden oder Bekannten in einer Gruppe an einem Forum teilnimmt. Dafür fehlt natürlich das gewohnte Umfeld, aber ihr habt das Beste daraus gemacht“.
Martin Kusber (Sportjugend Unna): „Die vielen und auch sehr guten Informationen in den einzelnen Foren würde ich gerne nochmal nachlesen und sie auch meinem Jugendvorstand weitergeben wollen“. (Anmerkung der Redaktion: Es wird eine umfangreiche Dokumentation erstellt).
Loana Förster (BRSNW): „Es war hier einfach nur grandios und wohltuend, richtig gut strukturiert und auch gut moderiert. Es war zum Teil schwierig, den vielen Informationen in den einzelnen Foren zu folgen, aber das wäre auch nicht anders gewesen, wenn wir vor Ort gewesen wären. Im Vergleich zu anderen Veranstaltungen ist es super gut gelaufen“.  
Richard Köster-Heuschen (Jugend im Westdeutscher Tischtennis-Verband): „Ich war im Forum vier, das war sehr interessant und gut erklärt, Die Zeit dafür war aber etwas knapp bemessen. Aber ansonsten fand ich die gesamte Jahrestagung als Online-Seminar sehr gut gelungen. Mein Respekt an die Organisation“.
Anna-Lena Stienemann (Sportjugend im Kreissportbund Steinfurt): „Das mit den Backout- Sessions war eine gelungene Abwechslung, das hat mir im zweiten Forum ein bisschen gefehlt. Da hätte eine kleine Austauschrunde ganz gut getan. Dafür ist aber dieser Austausch hier mit dem Vorstand nochmal ganz gut, um sich näher kennen zu lernen und zu vernetzen“.

Forum 1
Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten
Shell-Jugendstudie 
SINUS-Jugendstudie 

Forum 2
JIM-Studie 2020   

Forum 3
Ergebnisse des Vierten Kinder- und Jugendsportberichtes

Forum 4
#sichere Sache  


Text und Collage: Ulrich Beckmann

 

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